Freitag, 17. April 2009

Countdown laeuft!

Nur noch 5 mal schlafen und dann kann ich endlich Dixer in Zambia willkommen heissen! Eigentlich sind ja 7 Monate eine ganz schoen lange Zeit, aber fuer mich sind sie wie im Fluge vergangen und ich glaube auch Dixer hatte gut Ablenkung, dass uns das beide nicht so ewig lang vorgekommen ist. Er wird Dienstag seine Reise gen Sueden starten und Mittwoch dann in Lusaka ankommen. Ich werde ebenfalls Dienstag nach Lusaka fahren, dort noch ein paar Sachen erledigen und ihn dann Mittwoch am Flughafen abholen. Zusammen mit Kristin, eine weitere ww-Freiwillige werden wir am darauffolgenden Tag nach Livingstone zu den Victoriafalls fahren und generell die Southern Province unsicher machen. Bis zum 1.Mai muessen wir unbedingt Solwezi erreicht haben, denn dann ist ja internationaler Labour Day und das wird hier ganz gross gefeiert. Ich kenne zwar jetzt schon den ganzen Ablauf (ist ja fuer jede groessere Veranstaltung immer das gleiche), aber Dixer muss das auch mal miterlebt haben. Wir werden uns dann ein paar gute Tage in Solwezi und Umgebung machen und dann muessen wir auch schon wieder nach Lusaka, denn am 7.Mai gehts fuer Dixer wieder nach good old Germany.
Hier ist derweil nicht allzu viel Spannendes passiert. Ich bin nur froh, dass ich Solwezi mal fuer eine kurze Zeit den Ruecken zukehren kann und andere Teile des Landes kennenlerne. Zum einen habe ich Urlaub dringend noetig, bin doch ein wenig ausgelaugt und zum anderen muss ich mal wieder unter fremde Menschen kommen oder zumindest unter Leute, die nicht meinen, alles ueber mich zu wissen und mich bestens zu kennen. Denn das ist hier in Solwezi leider der Fall. Es wird immer schlimmer mit den ganzen Geruechten um meine Person…und diesbezueglich sind die hier echt kreativ! Ich habe das Gefuehl, dass ich Stadtgespraech Nummer 1 bin und jeder eine persoenliche Story dazu beitragen kann. Bisher habe ich nie etwas dazu gesagt und mich immer ruhig verhalten, den einige Sachen waren einfach nur lustig oder so an den Haaren herbeigezogen, dass es einfach nicht Wert war, das zu kommentieren. Aber nun tun sich hier Sachen auf, die echt zu weit gehen…ich will nicht drauf eingehen, was genau, aber auf jeden Fall will ich die Verantwortlichen zur Rede stellen. Auf diese Art und Weise entdecke ich immer ein wenig mehr die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Zambia und bekomme so auch immer wieder ganz klar mitgeteilt, dass ich nicht einer von denen bin, sondern immer eine Sonderbehandlung zugeteilt bekomme. Mir wurde zwar versichert, dass das mehr oder weniger ein Solwezi-typisches Problem ist und in anderen (zum Teil auch wesentlich kleineren) Staedten wird nicht so viel getratscht, aber ich denke, eine Sonderrolle nehme ich hier ueberall ein. Allerdings liegt es auch an meinem eigenen Verhalten. Eigentlich alle Leute, mit denen ich zu tun habe, sagen, dass ich einfach zu freundlich zu den Leuten bin (das soll mir mal einer in Deutschland sagen…). Viele sind es nicht gewohnt, dass ich alle moeglichst gleich behandle, keine Sonderansprueche stelle und mich auf die gleiche Ebene wie sie stelle. Denn es scheint immer noch sehr verbreitet zu sein, dass die Muzungus als etwas Besseres angesehen werden und ein dementsprechendes Verhalten von ihnen erwartet wird. Traurig aber wahr! Und es wird sicherlich auch noch Generationen dauern, dieses Bild aus den Koepfen herauszubekommen. Auch eine wichtige Rolle spielt die Bildung. Solwezi ist in Zambia nicht dafuer bekannt die besten Bildungsinstitutionen zu besitzen oder die kluegsten Fachkraefte ins Land zu entsenden…diese Stadt ist gerade erst im Aufbruch und die meisten Leute, die hier herkommen sind Minenarbeiter, sprich hauefig Arbeiter ohne irgendwelche schulischen Qualifikationen. Neben schulischen mangelt es dann leider haeufig auch an sozialen Kompetenzen. Es sind meist nur Kleinigkeiten, aber wenn sie so gehaueft und mit einer absoluten Penetranz auftreten, dann nervt es irgendwann einfach nur. Beispielsweise werde ich hier angestarrt…nicht wie in Deutschland, wo man einen Sonderling kurz mal verstohlen mustert und dann schnell wieder wegsieht, hier wird man minutenlang von allen Seiten angeglotzt, es wird lautstark ueber einen geredet und zwischendurch wird man immer wieder drauf aufmerksam gemacht, dass man ein Muzungu ist. Danke, aber das weiss ich selber! Naja, ich koennte mich ueber solche Sachen echt manchmal tierisch aufregen, bleibe aber moeglichst ruhig und gelassen und schiebe alles auf die kulturellen Unterschiede…einfachste Art damit umzugehen, auch wenn ich nicht so recht davon ueberzeugt bin.
Dieser Blogeintrag war dann wohl eher einer von der negative Seite, aber das muss auch mal gesagt werden…ist nicht alles nur eitel Sonnenschein =) Trotzdem nagt immer noch nicht das Heimweh, dafuer geniesse ich hier meine Zeit zu sehr…und Proebleme wie diese sind keine Probleme, sodern werden hier immer als Herrausforderungen bezeichnet, die ich zu meistern habe…und das werde ich natuerlich auch tun!
In diesem Sinne beste Gruesse aus dem Katongoland!

Freitag, 3. April 2009

Witchcraft

Letzten Montag hatten wir den ganzen Tag Stromausfall, was natuerlich bedeutet, dass ich nicht wirklich arbeiten konnte, da die meisten Sachen am Computer erledigt werden muessen. Daher hatten wir Zeit, einfach rumzuhaengen und zu reden. Irgendwann sind wir dann auf das Thema Witchcraft gekommen und ich wollte kaum meinen Ohren glauben, was ich so alles gehoert habe. Ich dachte ja immer, Witchcraft ist nur in den laendlichen Gegenenden bei den ganz alten Leuten ein Thema, aber da habe ich mich auf jedenfall schwer getaeuscht. Eigentlich so ziemlich jeder glaubt daran und hat nach eigenen Angaben auch schon persoenliche Erfahrungen gemacht. Fuer mich aus Europa, in einem Umfeld aufgewachsen, wo fuer jede Begebenheit eine logische Erklaerung gesucht und meist auch gefunden wird, ist das natuerlich alles ein wenig befremdlich. Ich habe dann die ganze Woche ueber unterschiedlichste Leute zu diesem Thema befragt und habe immer abenteuerlichere Erfahrungsberichte zu hoeren bekommen. Also, allgemein zu Witchcraft zu sagen ist, dass es sich um sogenannte schwarze Magie handelt, die sich vor allem aus der afrikanischen Tradition und Kultur ergibt. Hexer (Wizzard) und Hexen (Witch) gibt es ueberall, aber sie sind nicht sehr beliebt, da Witchcraft meist dann angewendet wird, um Macht ueber eine andere Person zu bekommen oder ihr zu schaden. Eine Geschichte (weiss nicht, ob ich es so nennen kann) ist der “wandernde Sarg”. Falls jemand umgebracht wird, der Moerder aber nicht gefunden werden kann, dann besteht die Moeglichkeit, dass man noch vor der eigentlichen Beerdigung den Sarg und auch den Toten mit einer bestimmten Mixtur vor Kraeutern (Champs) einreibt. Wenn dann die Sargtraeger den Sarg aufschultern, entwickelt dieser eine Art Eigenleben und gibt die Richtung an. Also statt schnurstracks auf den Friedhof zu wandern, macht der Sarg mit allen Leute im Schlepptau noch mal einen kleinen Ausflug und sucht den Moerder oder zumindest denjenigen, der fuer den Tot verantwortlich ist. Man kann dann auch regelrecht die Atemgeraeusche des Toten aus dem Sarg hoeren. Die Traeger tragen den Sarg dorthin, wohin er sie fuehrt und wird dann der Beschuldigte gefunden, liegt es dann an den Leuten, wie mit ihm verfahren wird. Hat er Glueck, muss er nur eine betraechtliche Summe an Geld an die Familie des Toten bezahlen. Geht es nicht ganz so glimpflich fuer ihn aus, liegt auch er bald im Sarg. Und das sind nicht nur Stories, das passiert wirklich, zumindest der Part mit der Bestrafung. Ihr koennt sehen, dass es wirklich das reale Leben der Leute hier betrifft. Letzten Monat hat hier ein ehemals sehr beliebter Nachtclub dicht gemacht, da die Leute nicht mehr hingegangen sind. Ich habe mich schon gewundert, warum sich ganz Solwezi auf einen Schlag dazu entscheidet, einen bestimmten Club zu meiden und nun kollektiv nur noch zu einem anderen zu gehen. Obwohl von Preisen, Angebot und Musik alles gleich ist. Habe dann erfahren, dass sie ein paar Leute vom Management dabei erwischt haben, Witchcraft anzuwenden, um lasestigen Konkurrenten das Leben schwer zu machen und die Leute in ihren Club zu locken. Naja, und da hoert dann die Freundschaft, selbst beim Feierwuetigsten auf, und der Club wurde boykottiert.
In vielen Faellen spielt auch Feuer eine wichtige Rolle. Und besonders von Witchcraft betroffen sind Internatsschulen. Ich habe massig unterschiedliche Geshichten gehoert, werde die jetzt aber nicht aufschreiben. Den meisten schenke ich persoenlich keinen Glauben, aber es laesst einen schon irgendwie zweifeln, wenn einem mit absoluter Ueberzeugung und Detailwissem die Vorfaelle berichtet werden. War dann auch total toll als ich abends im Dunkeln allein nach Hause gegangen bin. Normalerweise vermeide ich es ja, im Dunkeln unterwegs zu sein, aber ich hatte ziemlich lange Squash gespielt und darueber hinaus die Zeit vergessen…als ich dann nun so alleine unterwegs war, hab ich natuerlich allerlei Geraeusche gehoert, von denen mir auch in den ganzen Witchcraftstories berichtet worden ist, beispielsweise eine rythmisches Klacken oder Klatschen ohne das Jemand in der Naehe war…Prima! Da wird das Gehirn ja dann noch mal extra kreativ und spinnt allerlei komische Dinge zusammen. Bin aber letztendlich heil zu Hause angekommen und hatte seitdem auch keine weiteren Vorfaelle zu verzeichnen.
Eine Sache, die ich fast in Betracht gezogen haette fuer mich persoenlich, ist das Reisen von einem Ort zu einem anderen. Unter bestimmten Vorraussetzungen kann man innerhalb von Sekunden die Orte wechseln. Eben noch in Lusaka, jetzt schon in Solwezi. Wenn ich da an meine stundenlangen Bustouren denke, ist das echt ne Alternative! Allederdings liegt der Haken darin, dass man das Blut einer anderen Person braucht…einer frisch getoeteten. Ausserdem kommt man in den meisten Faellen nackt an, was ein bissel wie peinlich werden kann. Die Regierung hat diese Art des Transportes auch schon ernsthaft in Betracht gezogen, aber aufgrund der vielen moeglichen Toten und Nackten dann wieder verworfen. Witchcraft wird auch vor dem Gesetz verhandelt. Also man kann wirklich dafuer belangt werden, jemanden verhext zu haben.
Soviel ersteinmal aus dem verhexten Zambia! Falls Interesse an weiteren Stories besteht, kann ich euch gerne mit Nachschub versorgen!