Donnerstag, 25. Juni 2009

Zwischenmeldung

Lang ist es her...fast einen ganzen Monat habe ich nun gebraucht, um mich an dieser Stelle wieder zurueck zu melden...Ich schiebe jegliche Schuld riegeros auf die Internetprovider, wasche meine Haende in Unschuld und lehne mich entspannt zurueck, denn an Versuchen hat es wieklich nicht gemangelt. Aber ich hoffe ihr koennt verstehen, dass man nach 30 Minuten sinnlosem Geglotze auf ein und die selbe Seite irgendwann dann doch mal die Geduld verliert und entnervt aufgibt, da rein gar nichts passiert.
Seit einigen Wochen spinnt auch das Mobilfunknetz rum...speziell abends ist dann halt fuer Stunden kein Netz da und wenn man bedenkt, dass ich mehr oder weniger im bush wohne, es nach 18 Uhr stockduster ist und ich ohne Taxi mich nicht fortbewegen kann, koennen die Abende doch manchmal recht langweilig werden...da kommt es dann auch schon vor, dass ich an einem Freitagabend bereits 19 Uhr ins Bett gehe, um dann 4.00 nachts, wenn die Netzverbindung wieder hergestellt ist, von allen moeglichen Leuten aus dem Bett gekliengelt zu werden! Deutschlandtypische Gedanken wie "Mhm, es ist schon nach 21 Uhr, besser ich rufe heute nicht mehr an sondern morgen, derjenige koennte ja schon schlafen." sind hier gaenzlich unbekannt! Hier wird angerufen wenns einem grad in den Sinn kommt, da muss man dann schon mal darauf gefasst sein, nachts um 3 Uhr Diskussionen ueber Workshops fuehren zu muessen. Argumente wie "Ich bin muede, will schlafen, kann nicht denken..." zaehlen nicht! Dieses Hineinplatzen in die Privatsphaere bezieht sich nicht nur auf Zeit, sondern auch auf Distanzen. Waehrend wir in Deutschland kleinlichgenau darauf achten, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 2,05 Metern zum naechsten Kunden am Bankschalter einzuhalten, faellt es hier schwer, rauszubekommen, wer von den 5 Leuten, die sich um den Schalter draengeln, denn nun an der Reihe ist. Genauso beim Arzt....da werden 3 bis 4 Leute gleichzeitig im Sprechzimmer behandelt und man muss seine Beschwerden vor allen anderen offenbaren, die dann nicht selten von Patienten, Arzt und anwesendenen Schwestern gemeinsam ausdiskutiert werden. Der zambische Gemeinschaftssinn macht auch vor oeffentlichen Toiletten nicht halt. Es ist reine Glueckssache, wenn man eine Toilette mit Tuer findet. Ueber Schloesser zum abschliessen dieser Tuer rede ich schon gar nicht mehr. Letztens war ich in einer neueroeffneten Luxuslodge mit westlichem Stil. Die Toiletten waren wunderschoen, nur Tueren wurden vom Architekten gar nicht erst vorgesehen... der Mangel an Tueren hat mir schon manch unschoene Ansichten auf den Toiletten beschert!
Wie der Rest der Welt ist natuerlich auch Zambia im Fussballfieber, denn erstmals seit langer Zeit koennen sich die Chipolopolo-Boys (der interne Name fuer die zambische Elf) fuer die Weltmeisterschaft und auch den Africa Cup qualifizieren...Naja, realistisch gesehen werden wir die gruen gekleideten Katongos, Mulengas und Bandas wohl nicht gegen Brasilien und Co spielen sehen, aber eine Teilnahme beim Africa Cup ist bestimmt drin. Die heisse Gruppenspielphase hat schon angefangen und in der gleichen Gruppe sind Ruanda, Aegypten und Algerien. Die WM-Qualifikationsspiele wurden und werden auch gar nicht mal so weit weg von Solwezi ausgetragen, aber bisher konnte ich es noch nicht einrichten, hinzufahren. Das Stadium, in dem die Spiele stattfinden hat eine nicht unerhebliche Aehnlichkeit mit dem Geraberger Bolzplatz...der einizige Unterschied besteht wohl darin, dass sich im Hintergrund nicht der Thueringer Wald auftuermt, sondern stattdessen ein paar Sitzgelegenheiten notduerftig hingezimmert worden sind...Schoen! Auch Solwezi darf ein Stadium sein Eigen nennen. Als ich das erste Mal davon gehoert habe, war ich ganz aufgeregt, was mich da wohl erwartet, als ich dann bei dem beschriebenen Platz ankam, habe ich mich erkundigt wo es denn nun sei..."Du stehst mitten drin" war die nuechterne Antwort...zur Erklaerung: ich stand auf einer riesigen gruenen, ungemaehten Wiese, die von einer Art Feldweg durchzogen wurde (was sich als Rennbahn herausgestellt hat) und irgendwo ragte ein grosser Betonklotz in die Hoehe, dessen Stufen die Sitzgelegenheiten waren. Doch trotz dessen mangelt es den Zambiern nicht an Sportsgeist!
Momentan sitze ich zu Hause und lasse mich von zambischer Rumbamusik aus dem Radio beschallen. Eigentlich warte ich immer nur auf die Nachrichten, um ein paar News aufzuschnappen und wenn ich dann noch Glueck habe, kommen ein paar interessante Diskussionen ueber die politische und oekonomische Lage der Nation. Denn musikalisch gesehen ist der Sender nicht so der Reisser, entweder geben sich Backstreetboys, Westlife und Haddaway die Hand oder man wird mit der typischen zamischen Partymusik bzw. (teilweise noch schlimmer) der traditionellen Lozi-, Tonga-, Bemba-usw. -musik beschallt. Was ganz lustig und auch interessant ist, ist der "Taonga market", eine Art Lernprogramm fuer Lehrer und Schueler...ich glaube das geht von Klasse 1 bis 9. Generell werden viele Informationen und lehrreiche Inhalte mittels Hoerspielen weitergegeben. Speziell die HIV und AIDS-Aufklaerung wird so an den Mann gebracht. Doch an eine Sache komme ich ueberhaupt nicht ran und das sind die missionarischen Gottesprogramme, in denen wahnsinnige (wohl mit Schaum vor dem Mund) Prister wie besessen ihre Bibelverse und jeweiligen individuellen Erklaerungen runterrattern. AAHHH, da kann bibeltreuste Christ zum Atheisten werden! Lustig wird es nur, wenn es ein Bemba-Prister ist und die Buchstaben "L" und "R" verwechselt, das ist grossartig! Dieser Buchstabendreher zieht sich durch die ganze Bevoerlkerungsschicht der Bemba-Leute...Da fragt dann der Taxifahrer: "Reft or Light?" ..."time frame" wird "time flame", "directly" zu "dilectry". Und das Besten an allem ist, dass manche Leute das sogar so schreiben.
So, beim naechsten Mal gehe ich auf andere zambische Eigeneheiten ein!
Wuensche euch eine gute Zeit!!!
Katongo