Mittwoch, 30. Juni 2010

Das erste Mal...

Irgendetwas macht man ja immer zum ersten Mal. Und als Muzungu in Zambia passiert das täglich, stündlich, wenn nicht gar manchmal minütlich (hübsches Wort)...auch wenn man, wie ich, schon rund 16 Monate in diesem Land lebt, ist man nicht davor gefeit.
Seit letzter Woche Montag hat Otis zum ersten Mal zambischen Boden betreten und seitdem sieht man mich nicht mehr allein durch die Stadt hetzen...Es ist wirklich schön und ich denke auch er hat Spaß! Gleich am nächsten Tag haben wir uns morgens in den Bus gesetzt und sind Richtung Livingstone aufgebrochen...dabei habe ich mitbekommen, dass die Buscompany, die ich fast nur noch verwende, da sie einigermaßen komfortabel und planmäßig unterwegs ist, doch tatsächlich neben Keksen und Softdrinks auch Zeitungen kostenlos verteilen...das nenn ich mal Service! Linvingstone konnten wir nur 2 Tage genießen, trotz der Kürze war es ein sehr intensiver Urlaub: Mittwoch Morgen Victoria Falls (+ Otis' erster Bungee Jump aus 110 Metern Hoehe)...Mittwoch Nachmittag Sunset Cruise mit Drinks for free und sehr lustigen Indern, Australiern, Zambiern und Südafrikanern....Mittwoch Abend keine Erinnerung (Fussballschauen war wohl dabei gewesen...)...Donnerstag Morgen schrecklichen Kater auskurieren...Donnerstag Mittag immer noch das selbe, aber schon feste Nahrungsaufnahme möglich und die ernüchternde Feststellung, dass man vor lauter Sunsetcruisen vergessen hat, eine Safari zu buchen.....Donnerstag Abend im Bus nach Lusaka gesessen. Wir sind nachts um 3 Uhr in Lusaka am Busbahnhof angekommen und haben den Australiern noch fix den Weg nach Chipata gezeigt, um dann selber in ein Taxi zu steigen, welches einen stressfrei nach Hause fahren sollte. Weit gefehlt! Auf der Fahrt dreht sich der Beifahrer um und meinte, er bräuchte jetzt schon das Geld (30,000 Kwacha), da sie noch tanken müssten. Ist untypisch, das Geld schon während der Fahrt zu verlangen, aber was solls...ich war auch zu müde, um mich zu wundern. Ich ihm das Geld gegeben, aber er meinte dann, dass ich ihm statt 50pin (1pin = 1000 Kwacha) nur einen pin gegeben hätte. Ich also wieder im Portmonaie rumgesucht, was ein wenig schwierig war, da es kein Licht im Taxi gab...diesmal aber drauf geachtet, dass ich ihm wirklich 50pin gebe. Gleiches Spiel von vorn: Ich hätte ihm wieder nur einen pin gegeben! Dann hat es endlich auch bei mir Klick gemacht (dummer geldgieriger Junge, hätte er es nur einmal gemacht, wäre er damit durchgekommen)und ich habe ihn nett aber bestimmt drauf hingewiesen, dass ich ihm mittlerweile 100pin gegeben habe und nun gerne 70pin wieder haben möchte und ich auf dieses dämliche Spiel um diese Uhrzeit keinen Bock habe.... Nachdem er es vehement abgestritten hat, bin ich ein wenig lauter und ausfallender geworden, habe nach langem Hin- und Her auch das Geld wiederbekommen, wobei er mich dann des Diebstahls bezichtigen wollte und noch dreist genug war, mit mir verhandeln zu wollen. Aber als er bemerkte, dass ich ganz und gar nicht in der Stimmung war, hat er klein bei gegeben und den Mund gehalten. Nur zum Ende wollte er noch die 2pin, die er mir jeweils im Austausch für die 50pin gegeben hatte, wieder haben...an die hatte ich gar nicht mehr gedacht, also ihm wieder Redeverbot erteilt und bin um 2pin reicher aus dem Taxi rausmarschiert....Fairnesspreise gab es auf dieser Taxifahrt eh nicht zu gewinnen, also brauch ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben! Ich muss sagen, ich fahr häufig mit dem Taxi, aber sowas ist mir noch nie passiert!
Wir hatten dann nur eine kurze Nacht, denn am Freitag Morgen mussten wir uns schon füer unseren nächsten Trip nach Chirundu vorbereiten. Chirundu ist eine Grenzstadt zwischen Zambia und Zimbabwe und direkt am Zambesie gelegen. Christoph, Kristin, Otis und ich hatten uns dort in eine Lodge eingemietet, die ein wenig außerhalb lag und durch eine wunderschöne Umgebung und Landschaft bestochen hat. Da der Busfahrer vergessen hatte, dass er außer zambischen Grenzhändlern auch 4 Muzungus an Bord hatte, hat er uns erstmal mit auf die zimbabwische Seite genommen und uns dann dort irgendwo rausgeschmiessen (ich war noch nie vorher in Zimbabwe gewesen!). Die Einreise nach Zambia ging aber problemlos von statten, da fast alle von uns ihre Ausweise zufälligerweise dabei hatten. Das Wochenende am Zambesi war traumhaft...entspannen, sonnen und ein toller Bootstrip, der uns noch mal einmalige Elefanten-, Hippo- und Krokodilbilder beschert hat. Seit Montag zeige ich Otis Lusaka und wir versuchen soviel wie möglich aufzuschnappen wie es nur geht. Da die Leute hier ungern fotografiert oder gefilmt werden, haben Otis und ich uns gestern auf geheime (vielleicht auch gemeine) Mission begeben und einen Plastikbeutel präpariert und die Kamera da drin versteckt, um unbemerkt ein Paar Eindrücke vom Marktreiben einfangen zu können...Qualität lässt zu wünschen übrig, aber egal. Dann haben wir ein Mausverkäuferin entdeckt: der ganze Korb war voller kompletter, behaarter Mäuse, die gut durchgegrillt waren. Davon mussten wir natürlich ein Bild haben! Wir haben die gute Frau dann in ein Gespräch verwickelt, Preise, Herkunft und ähnliches der Mäuse erfahren. Als ich sie fragte, ob wir ein Foto machen dürften, musste ich ihr versprechen im Austausch auch eine Maus zu kaufen. Mittlerweile hat sich schon ein kleiner Menschenring um uns gebildet...einige haben schon genüsslich ihre Mäuse verzerrt (aber niemals mit Schwanz und auch ja nicht ohne Salz!) und mir vom einmaligen Geschmack vorgeschwärmt. Dann konnte ich ja auch keinen Rückzieher mehr machen und hab mir eine der eher unbehaarteren Exemplare rausgesucht und musste dann vor den anderen beweisen, dass ich sie auch essen werde...ich hatte die Wahl zwischen dem schwanzlosen Hinterteil oder dem Kopf mit den kleinen Zähnchen und Augen...ich hab mich für den Hintern entschieden....BAH!!! Nie wieder...es war einfach nur haarig und sandig! Ich ess ja wirklich jeden Kram, aber das war dann irgendwie zu viel für mich...ich habe mich dankend verabschiedet und schnell das Weite gesucht, aber musste die halbe Maus noch runterschlucken... Das war meine erste, und mit Sicherheit auch meine letzte Maus!
Am Freitag werden wir uns (die übliche Truppe: Christoph, Kristin, Otis und ich und vielleicht auch Joshua) auf den Weg gen Norden machen und die Quelle des Zambesis erkunden...liegt gute 1000km von hier entfernt, aber Busfahren ist ja lustig! Ich habe eigentlich ein ganzes Jahr dort in der Nähe gewohnt, habe es aber nie geschafft, mal dort vorbei zu kommen, daher ist es jetzt an der Zeit! Aufgrund dieser Reise, werden wir unseren Zug am Dienstag nach Dar es Salaam nicht wahrnehmen können und müssen nun wohl doch wieder mit dem Bus Grenze nach Tanzania überqueren, da der Freitagzug zu unsicher ist, dass wir am Montag rechtzeitig am Flughafen ankommen. Soviel aus dem Reiseparadies Zambia!!!

Sonntag, 13. Juni 2010

Die Welt ist gerettet!!!

Als ich heute in der Stadt unterwegs war, wurde mir ein kleines Werbeblättchen in die Hand gedrückt. Ich dachte es geht mal wieder um die Rettung meines Seelenheils, sprich eine offizielle Einladung zu einer der 134 Millionen Kirchen in Zambia...hab es also nicht weiter beachtet und einfach eingesteckt, wie man das eben so macht, um die Werbeblättchenverteiler nicht zu verärgern. Zu hause, als ich es gerade wegschemeißen wollte, habe ich doch noch mal einen genaueren Blick drauf geworfen und Wunderbares entdecken können!
Ich schreibe hier eine sinngemäße und manchmal auch wortgemäße Übersetzung des Angebotes auf...göttlich!

Dr. Mufalume und Schwester Sarah (Kräuterkundige)
Wir verwenden afrikanische, indische, arabische und chinesische Kräuter.
1.Abnehmen und Zunehmen
2.Vergrößerung der Hüften und Brüste und Straffung der Brüste
3.Penisvergrößerung zur Steigerung der sexuellen Leistung (um mehr Runden zu schaffen)
4.Zurückgewinnung verlorener Liebhaber
5.Impotenz durch Diabetes
6.Du denkst sie/er hat eine Affäre
7.Eheprobleme (ist er geizig im Umgang mit Geld?)
8.Vaginaverkleinerung, mehr Vaginaflüssigkeit und Steigerung des sexuellen Bedürfnisses bei Frauen
9.Überprüfung des Cd4-Counts, Behandlung der roten Mundfarbe, Pilzinfektionen und Haarausfall
10.Beseitigung teuflischer Geister und Verteilung glücksbringender Kräuter
11.Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten und Wunden an den privaten Stellen
12.HIV Immunitätssteigerung und herbale Mittel für diejenigen, die von Nebenwirkungen der ARVs (Antiretrovale Therapie = Medikamente für HIV-Positive) betroffen sind
13.Erfüllung des Babywunsches
14.Du möchtest heiraten aber alles zögert sich hinaus?
15.Schmerzhafte und geschwollene Körper
16.Vermeidung ungewollter Schwangerschaften durch Kräuterkunde
17.Änderung der Hautfarbe (Braun) und Entfernung von Pickeln und schwarzen Flecken
18.Sicherung von Eigentum, Einfangen von Dieben und Beförderung am Arbeitsplatz
19.Behandlung von Schlaganfällen, niedriger und hoher Blutdruck und Asthma
20.Verbesserung des Business, Schuldeneinforderung und vieles mehr...
Beachte: Wir liefern Medizine und erwarten wunderschöne Ergebnisse!
Dr. Mufalume ist in der Nähe von Mikes Autowaschanlage hinter Down Town

Ich frage mich ernsthaft wieso es immer noch so viele Probleme auf der Welt gibt, wenn es doch Dr. Mufalume und Schwerster Sarah gibt...ich glaube man könnte sie getrost in den Nahen Osten, nach Nordkorea oder Afghanistan schicken...sie würden im Nu klären, woran „Supermächte“ teilweise schon seit Jahrzehnten scheitern.
Da dies nicht die erste (aber vielleicht einer der schönsten) Annonce über die übermenschlichen Kräfte bestimmter Doktoren und Heiler ist, gehe ich davon aus, dass auch die Nachfrage nicht gerade gering ist. Mir will aber nicht wirklich in den Kopf wie Menschen ernsthaft glauben können, dass derjenige, der meine Wunde am Knie behandelt, gleichzeitig all meine Geldprobleme lösen kann, eine ungeliebte Nebenbuhlerin aus dem Weg räumen kann und zu alledem auch noch in der Lage ist, AIDS zu heilen...
Andererseits ist es hier normal mehrere Jobs gleichzeitig zu haben...ein Automechaniker, der nebenbei italienische Markenschuhe verkauft, ein Minenarbeiter, der nach Arbeitsschluss seine Bar aufmacht, eine Büroangestellte, die auch Schneiderin ist. Grund dafür sind natürlich die geringen Einkünfte, die jeder Job bringt. Man muss sich einfach auf Neues einlassen, um überleben zu können.
Vielleicht kommt auch daher die Überzeugung, dass Dr. Mufalume und Co. in so breit gefächerten Gebieten erfolgreich sein können...Hinzu kommt natürlich noch der feste Glaube an Witchcraft! Doch das ist ein anderes Thema.
Bei Interesse kann ich euch gern die Telefonnummer von dem Kräuterduo weiterleiten =)

Mittwoch, 2. Juni 2010

Centerbilder

So, hier auch ein paar Bilder von dem Center...
Es war nur eine kleine Gruppe da an dem Tag, was aber gut war, denn es war auch nur wenig Essen da.


Die Kids warten artig auf die Ausgabe des Essens


Egal wie schelcht die Situation ist, gelächelt wird immer...


Die Kinder und die freiwilligen Helfer


Während der Ausgabe der Reispakete...da zu wenige vorhanden waren, mussten sich die meisten Kinder die Portionen teilen









Noch mal ein Gruppenbild mit den Kindern und den freiwilligen Helfern, ohne die das ganze Projekt keine Chance haette


Und hier noch mal die nahrhafte Reisportion