Montag, 13. Dezember 2010

Weihnachtsgeld für Nasilele

In eigener Sache: Weihnachten steht vor der Tür, der Spendenmarathon verschiedener krichlicher bzw. sozialer Einrichtungen ist im vollen Gange und da will ich mich mit einer kleinen Anfrage einreihen...
Ich habe eine gute Freundin in Solwezi (Zambia), die momentan in einer finanziellen Zwangslage steckt. Sie ist im Sommer Mutter von Zwillingen geworden (das Mädel heisst Janice <3 , der Junge Samuel), der Kindervater hat sich aus dem Staub gemacht und einen Job kann sie momentan auch nicht ausführen, da sie keinerlei Verwandtschaft mehr hat, die sich um die Kinder kümmern könnten. Ihr seht sicherlich, worauf ich hinaus möchte...Falls der Weihnachtsmann dieses Jahr euch besonders reich beschenken wird, würde ich mich riesig freuen, wenn vielleicht ein kleiner Betrag an Nasilele abgegeben werden kann. Nasilele würde es ein wenig besser gehen, ihr müsst aus Gewissensgründen keinen großen (und vor allem bürokratischen!) Organisationen Geld überweisen und ich würde euch noch toller finden als ich es eh schon tue! Das ist doch was!
Hier die Kontodaten, damit das reibungslos ablaufen kann:
Janice Georgius
Konto-Nr:1003924493
BLZ: 120 300 00
DKB
Tausendfachen Dank im Voraus!!!! Und für Fragen jeglicher Art steh ich zur Verfügung...

Montag, 12. Juli 2010

So, Otis und ich sind nach einer kurzen (und das meine ich aufrichtig) Busfahrt von rund 30 Stunden heil in Dar es Salaam angekommen. Hier haben wir noch 2 schoene Tage verbracht, uns das grottenschlechte WM-Finale angeschaut und heute morgen um 5 Uhr habe ich ihn in den Flieger gen Heimat gesteckt...ich bin erst heute abend dran. Eigentlich gibt es noch ganz viel zu berichten, aber da ich in nem Internetcafe sitze, rennt die Zeit weg. Daher werde ich vielleicht aus Dtl. noch mal einen kleinen Nachtrag machen.
Bis dahin alles Gute...

Mittwoch, 30. Juni 2010

Das erste Mal...

Irgendetwas macht man ja immer zum ersten Mal. Und als Muzungu in Zambia passiert das täglich, stündlich, wenn nicht gar manchmal minütlich (hübsches Wort)...auch wenn man, wie ich, schon rund 16 Monate in diesem Land lebt, ist man nicht davor gefeit.
Seit letzter Woche Montag hat Otis zum ersten Mal zambischen Boden betreten und seitdem sieht man mich nicht mehr allein durch die Stadt hetzen...Es ist wirklich schön und ich denke auch er hat Spaß! Gleich am nächsten Tag haben wir uns morgens in den Bus gesetzt und sind Richtung Livingstone aufgebrochen...dabei habe ich mitbekommen, dass die Buscompany, die ich fast nur noch verwende, da sie einigermaßen komfortabel und planmäßig unterwegs ist, doch tatsächlich neben Keksen und Softdrinks auch Zeitungen kostenlos verteilen...das nenn ich mal Service! Linvingstone konnten wir nur 2 Tage genießen, trotz der Kürze war es ein sehr intensiver Urlaub: Mittwoch Morgen Victoria Falls (+ Otis' erster Bungee Jump aus 110 Metern Hoehe)...Mittwoch Nachmittag Sunset Cruise mit Drinks for free und sehr lustigen Indern, Australiern, Zambiern und Südafrikanern....Mittwoch Abend keine Erinnerung (Fussballschauen war wohl dabei gewesen...)...Donnerstag Morgen schrecklichen Kater auskurieren...Donnerstag Mittag immer noch das selbe, aber schon feste Nahrungsaufnahme möglich und die ernüchternde Feststellung, dass man vor lauter Sunsetcruisen vergessen hat, eine Safari zu buchen.....Donnerstag Abend im Bus nach Lusaka gesessen. Wir sind nachts um 3 Uhr in Lusaka am Busbahnhof angekommen und haben den Australiern noch fix den Weg nach Chipata gezeigt, um dann selber in ein Taxi zu steigen, welches einen stressfrei nach Hause fahren sollte. Weit gefehlt! Auf der Fahrt dreht sich der Beifahrer um und meinte, er bräuchte jetzt schon das Geld (30,000 Kwacha), da sie noch tanken müssten. Ist untypisch, das Geld schon während der Fahrt zu verlangen, aber was solls...ich war auch zu müde, um mich zu wundern. Ich ihm das Geld gegeben, aber er meinte dann, dass ich ihm statt 50pin (1pin = 1000 Kwacha) nur einen pin gegeben hätte. Ich also wieder im Portmonaie rumgesucht, was ein wenig schwierig war, da es kein Licht im Taxi gab...diesmal aber drauf geachtet, dass ich ihm wirklich 50pin gebe. Gleiches Spiel von vorn: Ich hätte ihm wieder nur einen pin gegeben! Dann hat es endlich auch bei mir Klick gemacht (dummer geldgieriger Junge, hätte er es nur einmal gemacht, wäre er damit durchgekommen)und ich habe ihn nett aber bestimmt drauf hingewiesen, dass ich ihm mittlerweile 100pin gegeben habe und nun gerne 70pin wieder haben möchte und ich auf dieses dämliche Spiel um diese Uhrzeit keinen Bock habe.... Nachdem er es vehement abgestritten hat, bin ich ein wenig lauter und ausfallender geworden, habe nach langem Hin- und Her auch das Geld wiederbekommen, wobei er mich dann des Diebstahls bezichtigen wollte und noch dreist genug war, mit mir verhandeln zu wollen. Aber als er bemerkte, dass ich ganz und gar nicht in der Stimmung war, hat er klein bei gegeben und den Mund gehalten. Nur zum Ende wollte er noch die 2pin, die er mir jeweils im Austausch für die 50pin gegeben hatte, wieder haben...an die hatte ich gar nicht mehr gedacht, also ihm wieder Redeverbot erteilt und bin um 2pin reicher aus dem Taxi rausmarschiert....Fairnesspreise gab es auf dieser Taxifahrt eh nicht zu gewinnen, also brauch ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben! Ich muss sagen, ich fahr häufig mit dem Taxi, aber sowas ist mir noch nie passiert!
Wir hatten dann nur eine kurze Nacht, denn am Freitag Morgen mussten wir uns schon füer unseren nächsten Trip nach Chirundu vorbereiten. Chirundu ist eine Grenzstadt zwischen Zambia und Zimbabwe und direkt am Zambesie gelegen. Christoph, Kristin, Otis und ich hatten uns dort in eine Lodge eingemietet, die ein wenig außerhalb lag und durch eine wunderschöne Umgebung und Landschaft bestochen hat. Da der Busfahrer vergessen hatte, dass er außer zambischen Grenzhändlern auch 4 Muzungus an Bord hatte, hat er uns erstmal mit auf die zimbabwische Seite genommen und uns dann dort irgendwo rausgeschmiessen (ich war noch nie vorher in Zimbabwe gewesen!). Die Einreise nach Zambia ging aber problemlos von statten, da fast alle von uns ihre Ausweise zufälligerweise dabei hatten. Das Wochenende am Zambesi war traumhaft...entspannen, sonnen und ein toller Bootstrip, der uns noch mal einmalige Elefanten-, Hippo- und Krokodilbilder beschert hat. Seit Montag zeige ich Otis Lusaka und wir versuchen soviel wie möglich aufzuschnappen wie es nur geht. Da die Leute hier ungern fotografiert oder gefilmt werden, haben Otis und ich uns gestern auf geheime (vielleicht auch gemeine) Mission begeben und einen Plastikbeutel präpariert und die Kamera da drin versteckt, um unbemerkt ein Paar Eindrücke vom Marktreiben einfangen zu können...Qualität lässt zu wünschen übrig, aber egal. Dann haben wir ein Mausverkäuferin entdeckt: der ganze Korb war voller kompletter, behaarter Mäuse, die gut durchgegrillt waren. Davon mussten wir natürlich ein Bild haben! Wir haben die gute Frau dann in ein Gespräch verwickelt, Preise, Herkunft und ähnliches der Mäuse erfahren. Als ich sie fragte, ob wir ein Foto machen dürften, musste ich ihr versprechen im Austausch auch eine Maus zu kaufen. Mittlerweile hat sich schon ein kleiner Menschenring um uns gebildet...einige haben schon genüsslich ihre Mäuse verzerrt (aber niemals mit Schwanz und auch ja nicht ohne Salz!) und mir vom einmaligen Geschmack vorgeschwärmt. Dann konnte ich ja auch keinen Rückzieher mehr machen und hab mir eine der eher unbehaarteren Exemplare rausgesucht und musste dann vor den anderen beweisen, dass ich sie auch essen werde...ich hatte die Wahl zwischen dem schwanzlosen Hinterteil oder dem Kopf mit den kleinen Zähnchen und Augen...ich hab mich für den Hintern entschieden....BAH!!! Nie wieder...es war einfach nur haarig und sandig! Ich ess ja wirklich jeden Kram, aber das war dann irgendwie zu viel für mich...ich habe mich dankend verabschiedet und schnell das Weite gesucht, aber musste die halbe Maus noch runterschlucken... Das war meine erste, und mit Sicherheit auch meine letzte Maus!
Am Freitag werden wir uns (die übliche Truppe: Christoph, Kristin, Otis und ich und vielleicht auch Joshua) auf den Weg gen Norden machen und die Quelle des Zambesis erkunden...liegt gute 1000km von hier entfernt, aber Busfahren ist ja lustig! Ich habe eigentlich ein ganzes Jahr dort in der Nähe gewohnt, habe es aber nie geschafft, mal dort vorbei zu kommen, daher ist es jetzt an der Zeit! Aufgrund dieser Reise, werden wir unseren Zug am Dienstag nach Dar es Salaam nicht wahrnehmen können und müssen nun wohl doch wieder mit dem Bus Grenze nach Tanzania überqueren, da der Freitagzug zu unsicher ist, dass wir am Montag rechtzeitig am Flughafen ankommen. Soviel aus dem Reiseparadies Zambia!!!

Sonntag, 13. Juni 2010

Die Welt ist gerettet!!!

Als ich heute in der Stadt unterwegs war, wurde mir ein kleines Werbeblättchen in die Hand gedrückt. Ich dachte es geht mal wieder um die Rettung meines Seelenheils, sprich eine offizielle Einladung zu einer der 134 Millionen Kirchen in Zambia...hab es also nicht weiter beachtet und einfach eingesteckt, wie man das eben so macht, um die Werbeblättchenverteiler nicht zu verärgern. Zu hause, als ich es gerade wegschemeißen wollte, habe ich doch noch mal einen genaueren Blick drauf geworfen und Wunderbares entdecken können!
Ich schreibe hier eine sinngemäße und manchmal auch wortgemäße Übersetzung des Angebotes auf...göttlich!

Dr. Mufalume und Schwester Sarah (Kräuterkundige)
Wir verwenden afrikanische, indische, arabische und chinesische Kräuter.
1.Abnehmen und Zunehmen
2.Vergrößerung der Hüften und Brüste und Straffung der Brüste
3.Penisvergrößerung zur Steigerung der sexuellen Leistung (um mehr Runden zu schaffen)
4.Zurückgewinnung verlorener Liebhaber
5.Impotenz durch Diabetes
6.Du denkst sie/er hat eine Affäre
7.Eheprobleme (ist er geizig im Umgang mit Geld?)
8.Vaginaverkleinerung, mehr Vaginaflüssigkeit und Steigerung des sexuellen Bedürfnisses bei Frauen
9.Überprüfung des Cd4-Counts, Behandlung der roten Mundfarbe, Pilzinfektionen und Haarausfall
10.Beseitigung teuflischer Geister und Verteilung glücksbringender Kräuter
11.Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten und Wunden an den privaten Stellen
12.HIV Immunitätssteigerung und herbale Mittel für diejenigen, die von Nebenwirkungen der ARVs (Antiretrovale Therapie = Medikamente für HIV-Positive) betroffen sind
13.Erfüllung des Babywunsches
14.Du möchtest heiraten aber alles zögert sich hinaus?
15.Schmerzhafte und geschwollene Körper
16.Vermeidung ungewollter Schwangerschaften durch Kräuterkunde
17.Änderung der Hautfarbe (Braun) und Entfernung von Pickeln und schwarzen Flecken
18.Sicherung von Eigentum, Einfangen von Dieben und Beförderung am Arbeitsplatz
19.Behandlung von Schlaganfällen, niedriger und hoher Blutdruck und Asthma
20.Verbesserung des Business, Schuldeneinforderung und vieles mehr...
Beachte: Wir liefern Medizine und erwarten wunderschöne Ergebnisse!
Dr. Mufalume ist in der Nähe von Mikes Autowaschanlage hinter Down Town

Ich frage mich ernsthaft wieso es immer noch so viele Probleme auf der Welt gibt, wenn es doch Dr. Mufalume und Schwerster Sarah gibt...ich glaube man könnte sie getrost in den Nahen Osten, nach Nordkorea oder Afghanistan schicken...sie würden im Nu klären, woran „Supermächte“ teilweise schon seit Jahrzehnten scheitern.
Da dies nicht die erste (aber vielleicht einer der schönsten) Annonce über die übermenschlichen Kräfte bestimmter Doktoren und Heiler ist, gehe ich davon aus, dass auch die Nachfrage nicht gerade gering ist. Mir will aber nicht wirklich in den Kopf wie Menschen ernsthaft glauben können, dass derjenige, der meine Wunde am Knie behandelt, gleichzeitig all meine Geldprobleme lösen kann, eine ungeliebte Nebenbuhlerin aus dem Weg räumen kann und zu alledem auch noch in der Lage ist, AIDS zu heilen...
Andererseits ist es hier normal mehrere Jobs gleichzeitig zu haben...ein Automechaniker, der nebenbei italienische Markenschuhe verkauft, ein Minenarbeiter, der nach Arbeitsschluss seine Bar aufmacht, eine Büroangestellte, die auch Schneiderin ist. Grund dafür sind natürlich die geringen Einkünfte, die jeder Job bringt. Man muss sich einfach auf Neues einlassen, um überleben zu können.
Vielleicht kommt auch daher die Überzeugung, dass Dr. Mufalume und Co. in so breit gefächerten Gebieten erfolgreich sein können...Hinzu kommt natürlich noch der feste Glaube an Witchcraft! Doch das ist ein anderes Thema.
Bei Interesse kann ich euch gern die Telefonnummer von dem Kräuterduo weiterleiten =)

Mittwoch, 2. Juni 2010

Centerbilder

So, hier auch ein paar Bilder von dem Center...
Es war nur eine kleine Gruppe da an dem Tag, was aber gut war, denn es war auch nur wenig Essen da.


Die Kids warten artig auf die Ausgabe des Essens


Egal wie schelcht die Situation ist, gelächelt wird immer...


Die Kinder und die freiwilligen Helfer


Während der Ausgabe der Reispakete...da zu wenige vorhanden waren, mussten sich die meisten Kinder die Portionen teilen









Noch mal ein Gruppenbild mit den Kindern und den freiwilligen Helfern, ohne die das ganze Projekt keine Chance haette


Und hier noch mal die nahrhafte Reisportion

Montag, 31. Mai 2010

Mal wieder ein Lebenszeichen...

Lange, lange Funkstille...die letzten 3 Wochen war ich mal wieder fleißig am rumreisen....von Kitwe wieder nach Lusaka, um den Versuch zu starten meine Forschungserlaubnis zu bekommen, nach ein paar Tagen wieder zurück nach Kitwe, kurzer Abstecher nach Solwezi, wieder Kitwe und seit letztem Freitag wieder dauerhaft in Lusaka. Die offizielle Forschungserlaubnis habe ich bis heute nicht, aber inoffiziell stehen mir eigentlich doch die meisten Türen offen. Daher mache ich mir da keinen Stress mehr und mache weiter wie bisher. Insgesamt kann ich sagen, dass mein Copperbeltaufenthalt bezüglich meiner Forschung sehr erfolgreich war. Habe viele gute Interviews gehabt, interessante Menschen getroffen und wichtige Daten sammeln können. Die erste Halbzeit von meinem Kitwemonat habe ich wie bereits erwähnt mit Max und Clara verbracht, die verbleibenden 2,5 Wochen bin ich bei Ogar (eine Freundin, die ich bei meinem letzten Aufenthalt in Zambia kennen gelernt habe) und ihrer Family untergekommen. Ich habe es sehr genossen!
Als ich für 2 Tage nach Solwezi gefahren bin, habe ich mich natürlich auch wieder mit Ericson getroffen und wir haben weitere 5 Paar Fussballschuhe und 11 Paar Stulpen (oder wie heißen die Schienbeinschützer?) gekauft. Jetzt ist das Team einigermaßen ausgerüstet. Momentan führen sie auch die Tabelle in ihrer Liga an...von 3 Spielen 3 gewonnen! Ein anderes Problem war ja der Transport der Mannschaft zu Auswärtsspielen. Das konnte behoben werden, indem Ericson einen Deal mit einer anderen Mannschaft eingegangen ist...Wenn die Spieler benötigen, können sie auf Ericsons Team zurückgreifen und außerdem auch den Fussballplatz von Youth Alive für ihr Training und die Spiele nutzen, im Gegenzug stellen sie ihren Bus zur Verfügung. Bisher klappt das ganz gut.
In meinem letzten Blogeintrag habe ich ja über die Straßenkindersituation in Kitwe geschrieben...in den darauf folgenden Wochen habe ich immer mehr erschreckende Details erfahren und mitbekommen. Beispielsweise wird der Kleber, den sie schnüffeln, aus den Auspuffrohren der Autos rausgekratzt. Also noch dreckiger als ich vermutet habe. Da das ein recht mühseliger und teilweise auch gefährlicher Job ist, werden häufig kleine Kinder drauf angesetzt, den Stoff zu sammeln, müssen ihn dann beim „Bandenchef“ abgeben, der das Zeug dann weiterverkauft. Einige der Straßenkinder haben auch noch Eltern, aber da sie schon so abhängig vom Kleber sind, den sie zu Hause natürlich nicht bekommen, bevorzugen sie das Leben auf der Straße. Ich wurde nicht nur einmal von ca. 8- oder 9jährigen Kindern gefragt, ob ich ihnen denn nicht Bier oder anderen Alkohol kaufen könnte....und ich konnte klar sehen, dass das nicht das erste Bier an dem Tag gewesen wäre!
Durch Zufall habe ich gleich am Anfang meines Aufenthaltes in Kitwe Sophie kennengelernt. Sie hat mir berichtet, dass sie ein Center für Waisen- und Straßenkinder leitet. Irgendwann wollte ich mehr darüber erfahren und habe sie gebeten, mich mit zu ihrem Arbeitsplatz zu nehmen. Das Heim liegt in einem der Compounds etwas außerhalb von Kitwe. Dort können rund 200 Kinder unter der Woche tagsüber hinkommen, bekommen relativ regelmäßig etwas zu essen und, was noch viel wichtiger ist, werden in verschiedenen Bereichen geschult, beispielsweise über Alternativen des Straßenlebens, wie wichtig es ist, in die Schule zu gehen, aber auch soziale Komponente, wie Teamwork, arbeiten unter Anleitung und respektvolles Verhalten gegenüber Anderen. Was für uns ganz selbstverständlich klingt, muss dort in langwierigen Schritten antrainiert werden. An dem Tag an dem mich Sophie mit zum Center genommen hatte, konnte keine Unterricht stattfinden, denn normalerweise bekommen die Kinder ersteinmal Essen (manchmal die einzige Mahlzeit am Tag), um sich dann überhaupt konzentrieren zu können. Die wenigstens von uns können sich wohl vorstellen, wie es ist, wenn man richtig Hunger hat und man sich dann auch noch auf etwas konzentrieren soll. Aber das Center hatte nichts, keine Holzkohle, kein Nshima, Nichts. Nur einen Pappkarton voll mit ein paar Paketen speziell angereichertem Reis...der am Tag zuvor von einem privaten Spender abgegeben worden ist. Nun wurden die Reispäckchen aufgeteilt, allen erklärt wie man sie zubereitet und dann durften die Kinder wieder nach Hause oder zu Freunden, um sich dort das Essen selber zu zubereiten. Als ich das so gesehen habe, ist mir eingefallen, dass ich das Geld, welches ich von der Goetheschule für die Fussballschuhe bekommen habe, noch nicht komplett aufgebraucht habe und mir noch rund 100 Euro zur Verfügung stehen. Kuzentschlossen habe ich Sophie davon berichtet und gemeint, dass wir zusammen auf den Markt gehen können und zusammen Essen für das Center kaufen können. Sie war überglücklich und wir haben uns gleich auf den Weg gemacht. Nach gut 2 Stunden kamen wir vollbepackt mit Mealimael (Mehl für Nshima), Bohnen, Kepenta (kleine Trockenfischchen), Tomaten, Zwibeln, Milch, Öl, Zucker, Salz, Frühstücksmehl, Soyafleisch....und vielem mehr wieder. Da es im Center keinen Kühlschrank gibt (selbst wenn, Strom ist auch nicht vorhanden!), mussten wir uns auf lang haltbare und ungekühlte Produkte beschränken. Wir haben soviel gekauft, dass es rund für eine Woche reicht. Es ist auch nicht so, dass alle 200 Kinder jeden Tag kommen, sondern, dass sie in Gruppen aufgeteilt werden, die jeweils 1-2 Tage pro Woche zugeteilt bekommen. Ziel der Centerleitung ist es, ein Areal zu finden, welches groß genug ist für alle 200 Kinder gleichzeitig und dass auch alle Kinder jeden Tag wenigstens eine warme Mahlzeit bekommen....ein schier utopisches Projekt, wenn man sich die finanzielle Situation anschaut. Ich konnte zwar für eine Woche helfen, aber spätestens seit heute steht die Einrichtung wieder genau vor dem selben Problem!
Ich hoffe, dass die fleißigen Spender der Goetheschule einverstanden sind, mit dem leicht veränderten Einsatz des Geldes. An dieser Stelle kann ich mich auch nur wiederholen und mich recht herzlich bedanken, denn ohne eure finanzielle Unterstützung hätte ich nur tatenlos zu sehen können, ohne einen kleinen Beitrag leisten zu koennen...Danke!!!

Freitag, 7. Mai 2010

Kitwe...

Trotz meiner netten Erklärung über den Grund meines Aufenthaltes und eines Referenzschreibens der Copperbelt University, muss ich nun nach Lusaka reisen und den Permanent Secretary persönlich treffen. Wahrscheinlich muss er sich erst von meiner realen Existenz überzeugen, bevor ich seine offizielle Forschungserlaubnis bekomme. Naja, aber wenigstens kann ich dann gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und am Samstag ein China-Zambia-Business-Seminar wahrnehmen, für das ich mich schon wohlweislich angemeldet habe. Außerdem möchte ich auch Mercy, meinen Schulschützling, bei der Zimmersuche unterstützen. Das geht nur, wenn ich vor Ort bin und den Verantwortlichen für die Studienräume meine Hautfarbe bewusst wird...traurig aber wahr! Mir wurde unmissverständlich klargemacht, dass ich nur anwesend sein muss, „dann lässt sich schon was arrangieren“ (O-Ton).
Daher mache ich mich gleich wieder auf den 6 bis 7-stündigen Rückweg nach Lusaka und kehre Kitwe für ein paar Tage den Rücken. Da sich meiner Malaria gleich noch ne fiese Darmkrankheit angeschlossen hat, bin ich immer noch auf Medikamenten und kann demnach nicht mal ein wenig feiern gehen in Lusaka =(
In den letzten 2 Wochen hab ich hier in Kitwe das erste Mal richtig bewusst gesehen, was mir von vielen schon erzählt worden ist. Kitwe hat ein großes Problem mit Straßenkindern (wahrscheinlich hat es jede Stadt in Zambia, aber hier sind sie wesentlich offensichtlicher ins Stadtbild integriert). Die Meisten liegen auf einem kleinen Wiesenabschnitt vor dem Edingbourgh Hotel (das einzige Hotel in Kitwe) mitten in der Innenstadt. Wobei man sagen muss, eine Innenstadt im eigentlichen Sinne, wie wir sie uns vorstellen gibt es nicht. Die Altersklassen reichen von schätzungsweise 6 Jahren bis Ende 20. Die Jüngeren versuchen Geld zu verdienen durch Autowaschen oder Trägerjobs oder betteln einfach nur. Die Älteren halten sich eher mit gelegentlichen Diebstählen über Wasser (bei meinem ersten Aufenthalt in Kitwe vor rund 1,5 Jahren wurde ich auch um mein Handy erleichtert)...das erworbene Geld wird sofort in Kleber investiert. Dieser Kleber, erhitzt und tief inhaliert, ergibt eine berauschende und benebelnde Wirkung, die den Straßenkindern für wenige Minuten erlaubt, dem Alltag zu entfliehen. Danach liegen sie wie tot auf der Wiese, auf der Straße oder wo sonst sie gerade den Kleber geschnüffelt haben. Es hat sich schon ein regelrechter Kleberdealerring gebildet, der die Konsumenten immer mit Nachschub versorgt. Der Vorteil gegenüber anderen Drogen liegt auf der Hand: Kleber ist günstig, wirkt schnell und ist nicht illegal, man kann also von der Polizei für den Besitz von Kleber nicht belangt werden. Das Schnüffeln von Kleber ist ja schon von Natur aus nicht unbedingt das Gesündeste, was man machen kann, aber dieser Stoff ist meist noch mit diversen dreckigen Chemikalien verseucht, die das Hirn noch umso mehr angreifen. Als ich das erste Mal an dem Platz vorbei kam, konnte ich gar nicht glauben was ich sehe, obwohl ich mittlerweile, was Armut betrifft, einiges gewöhnt bin. Ich habe es auch gar nicht verstanden...eine Horde Jugendlicher, die sich jeder Plastikflaschen an die Nase drücken und danach reihenweise wegsacken. Mehr als nur einmal wurde ich von ein paar von denen angesprochen, nur um mitzubekommen, dass sie nicht mal mehr in der Lage waren, sich zu artikulieren.
Und das Schlimme daran ist, dass sich keiner mehr daran stört, keiner ist mehr schockiert, sondern es gehört einfach zu Kitwe dazu, jeder hat sich daran gewöhnt. Vielleicht kommt ab und zu mal die Polizei vorbei, vertreibt die Jugendlichen....ganz nach dem Prinzip: Aus den Augen, aus dem Sinn....aber spätestens am nächsten Tag sitzen sie wieder da.
In Zambia stirbt die Elterngeneration einfach weg....HIV und AIDS macht zwar vor Niemanden halt, aber am stärksten betroffen ist die arbeitsfähige Generation, die meistens ihre Kinder als Waisen hinterlassen, falls nicht die Großeltern oder andere gnädige Familienmitglieder die Pflege übernehmen. In wenigen Jahren werden in Zambia 1 Million AIDS-Waisen leben, in einem Land, das gerade mal 12 Millionen Einwohner hat, ist das eine unvorstellbare Zahl. Die wenigen Waisenhäuser, die existieren, sind heillos überfüllt und in einem erbärmlichen Zustand...nicht selten müssen die Kinder selbst dort hungern und Schulausbildung ist auch nicht garantiert. Daher landet ein Großteil auf der Straße und versucht dort für sich selbst zu kämpfen. Es ist unglaublich, wenn man Kleinkinder sieht, die ganz auf sich selbst gestellt sind. Im Besten Fall gehören sie einer Gruppe an, um überleben zu können. Straßenkinder werden hier wie Dreck behandelt. Sie werden geschlagen, getreten, ignoriert. Mädchen werden vergewaltigt, was sie automatisch dem gleichen Schicksal ihrer toten Eltern ausliefert.
Wenn man sich das vor Augen führt, kann man ein wenig mehr nachvollziehen, warum sie wenigstens für ein paar wenige Minuten versuchen der Realität zu entfliehen....und sich dem Rausch hingeben.
Kein schönes Thema, aber auch eine Seit von Zambia!