Montag, 31. Mai 2010

Mal wieder ein Lebenszeichen...

Lange, lange Funkstille...die letzten 3 Wochen war ich mal wieder fleißig am rumreisen....von Kitwe wieder nach Lusaka, um den Versuch zu starten meine Forschungserlaubnis zu bekommen, nach ein paar Tagen wieder zurück nach Kitwe, kurzer Abstecher nach Solwezi, wieder Kitwe und seit letztem Freitag wieder dauerhaft in Lusaka. Die offizielle Forschungserlaubnis habe ich bis heute nicht, aber inoffiziell stehen mir eigentlich doch die meisten Türen offen. Daher mache ich mir da keinen Stress mehr und mache weiter wie bisher. Insgesamt kann ich sagen, dass mein Copperbeltaufenthalt bezüglich meiner Forschung sehr erfolgreich war. Habe viele gute Interviews gehabt, interessante Menschen getroffen und wichtige Daten sammeln können. Die erste Halbzeit von meinem Kitwemonat habe ich wie bereits erwähnt mit Max und Clara verbracht, die verbleibenden 2,5 Wochen bin ich bei Ogar (eine Freundin, die ich bei meinem letzten Aufenthalt in Zambia kennen gelernt habe) und ihrer Family untergekommen. Ich habe es sehr genossen!
Als ich für 2 Tage nach Solwezi gefahren bin, habe ich mich natürlich auch wieder mit Ericson getroffen und wir haben weitere 5 Paar Fussballschuhe und 11 Paar Stulpen (oder wie heißen die Schienbeinschützer?) gekauft. Jetzt ist das Team einigermaßen ausgerüstet. Momentan führen sie auch die Tabelle in ihrer Liga an...von 3 Spielen 3 gewonnen! Ein anderes Problem war ja der Transport der Mannschaft zu Auswärtsspielen. Das konnte behoben werden, indem Ericson einen Deal mit einer anderen Mannschaft eingegangen ist...Wenn die Spieler benötigen, können sie auf Ericsons Team zurückgreifen und außerdem auch den Fussballplatz von Youth Alive für ihr Training und die Spiele nutzen, im Gegenzug stellen sie ihren Bus zur Verfügung. Bisher klappt das ganz gut.
In meinem letzten Blogeintrag habe ich ja über die Straßenkindersituation in Kitwe geschrieben...in den darauf folgenden Wochen habe ich immer mehr erschreckende Details erfahren und mitbekommen. Beispielsweise wird der Kleber, den sie schnüffeln, aus den Auspuffrohren der Autos rausgekratzt. Also noch dreckiger als ich vermutet habe. Da das ein recht mühseliger und teilweise auch gefährlicher Job ist, werden häufig kleine Kinder drauf angesetzt, den Stoff zu sammeln, müssen ihn dann beim „Bandenchef“ abgeben, der das Zeug dann weiterverkauft. Einige der Straßenkinder haben auch noch Eltern, aber da sie schon so abhängig vom Kleber sind, den sie zu Hause natürlich nicht bekommen, bevorzugen sie das Leben auf der Straße. Ich wurde nicht nur einmal von ca. 8- oder 9jährigen Kindern gefragt, ob ich ihnen denn nicht Bier oder anderen Alkohol kaufen könnte....und ich konnte klar sehen, dass das nicht das erste Bier an dem Tag gewesen wäre!
Durch Zufall habe ich gleich am Anfang meines Aufenthaltes in Kitwe Sophie kennengelernt. Sie hat mir berichtet, dass sie ein Center für Waisen- und Straßenkinder leitet. Irgendwann wollte ich mehr darüber erfahren und habe sie gebeten, mich mit zu ihrem Arbeitsplatz zu nehmen. Das Heim liegt in einem der Compounds etwas außerhalb von Kitwe. Dort können rund 200 Kinder unter der Woche tagsüber hinkommen, bekommen relativ regelmäßig etwas zu essen und, was noch viel wichtiger ist, werden in verschiedenen Bereichen geschult, beispielsweise über Alternativen des Straßenlebens, wie wichtig es ist, in die Schule zu gehen, aber auch soziale Komponente, wie Teamwork, arbeiten unter Anleitung und respektvolles Verhalten gegenüber Anderen. Was für uns ganz selbstverständlich klingt, muss dort in langwierigen Schritten antrainiert werden. An dem Tag an dem mich Sophie mit zum Center genommen hatte, konnte keine Unterricht stattfinden, denn normalerweise bekommen die Kinder ersteinmal Essen (manchmal die einzige Mahlzeit am Tag), um sich dann überhaupt konzentrieren zu können. Die wenigstens von uns können sich wohl vorstellen, wie es ist, wenn man richtig Hunger hat und man sich dann auch noch auf etwas konzentrieren soll. Aber das Center hatte nichts, keine Holzkohle, kein Nshima, Nichts. Nur einen Pappkarton voll mit ein paar Paketen speziell angereichertem Reis...der am Tag zuvor von einem privaten Spender abgegeben worden ist. Nun wurden die Reispäckchen aufgeteilt, allen erklärt wie man sie zubereitet und dann durften die Kinder wieder nach Hause oder zu Freunden, um sich dort das Essen selber zu zubereiten. Als ich das so gesehen habe, ist mir eingefallen, dass ich das Geld, welches ich von der Goetheschule für die Fussballschuhe bekommen habe, noch nicht komplett aufgebraucht habe und mir noch rund 100 Euro zur Verfügung stehen. Kuzentschlossen habe ich Sophie davon berichtet und gemeint, dass wir zusammen auf den Markt gehen können und zusammen Essen für das Center kaufen können. Sie war überglücklich und wir haben uns gleich auf den Weg gemacht. Nach gut 2 Stunden kamen wir vollbepackt mit Mealimael (Mehl für Nshima), Bohnen, Kepenta (kleine Trockenfischchen), Tomaten, Zwibeln, Milch, Öl, Zucker, Salz, Frühstücksmehl, Soyafleisch....und vielem mehr wieder. Da es im Center keinen Kühlschrank gibt (selbst wenn, Strom ist auch nicht vorhanden!), mussten wir uns auf lang haltbare und ungekühlte Produkte beschränken. Wir haben soviel gekauft, dass es rund für eine Woche reicht. Es ist auch nicht so, dass alle 200 Kinder jeden Tag kommen, sondern, dass sie in Gruppen aufgeteilt werden, die jeweils 1-2 Tage pro Woche zugeteilt bekommen. Ziel der Centerleitung ist es, ein Areal zu finden, welches groß genug ist für alle 200 Kinder gleichzeitig und dass auch alle Kinder jeden Tag wenigstens eine warme Mahlzeit bekommen....ein schier utopisches Projekt, wenn man sich die finanzielle Situation anschaut. Ich konnte zwar für eine Woche helfen, aber spätestens seit heute steht die Einrichtung wieder genau vor dem selben Problem!
Ich hoffe, dass die fleißigen Spender der Goetheschule einverstanden sind, mit dem leicht veränderten Einsatz des Geldes. An dieser Stelle kann ich mich auch nur wiederholen und mich recht herzlich bedanken, denn ohne eure finanzielle Unterstützung hätte ich nur tatenlos zu sehen können, ohne einen kleinen Beitrag leisten zu koennen...Danke!!!

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